Wenn wir diese Welt noch nicht ergründet haben, worin liegt dann der Sinn, sich eine weitere hinzuzudenken?
Inhaltsverzeichnis:

      Kritik am Supernaturalismus
      Was ist Supernaturalismus?
      Welche Möglichkeiten gibt es?
      Bewertung der Alternativen
      Moderner Supernaturalismus
         Ich weiß etwas, was ich nicht weiß und nicht wissen kann! Vertraue mir!
      Die Moral der Täuschung

 

Kritik am Supernaturalismus

Wissenschaft beschäftigt sich mit der natürlichen Welt. Die monotheistischen  Religionen befassen sich mit der übernatürlichen  oder supernaturalistischen  Welt, unter anderem.

Es gibt Religionen, die nicht-monotheistisch sind und sich nicht mit dem Übernatürlichen abgeben. Dazu gehören beispielsweise Teile des Heidentums. Das Heidentum gehört zu den sog. Naturreligionen (überwiegend). Aus dem Grund trifft der größte Teil meiner Kritik definitiv nicht die heidnischen Religionen.

Die Basis des Monotheismus ist eine Zweiteilung der Welt in einen spirituellen  oder geistigen  oder immateriellen  Teil und einen weltlich-natürlichen, materiellen  Teil. Das bezeichnet man als Dualismus  (Zweiteilung). Materie und Geist sind grundsätzlich verschiedene Aspekte der Welt (Substanzdualismus). Gegensatz ist der Monismus, beispielsweise der Naturalismus, bei dem Geist als eine Eigenschaft der Materie angesehen wird, nicht als ein Ding, das man von der natürlichen Welt trennen kann.

 

Was ist Supernaturalismus?

Als Supernaturalismus bezeichnet man die Ansicht, dass es eine »Sphäre« »über und vor« der natürlichen Welt gibt. Der monotheistische Gott steht »über« dem materiell/energetischen Universum, das er erst erschaffen haben soll. Man bezeichnet die metaphysische Auffassung als Primat des Geistes. Zuerst gab es ein rein geistiges immaterielles  Superwesen (= Gott), das die natürliche Existenz (die Materie) »aus dem Nichts« erzeugt haben soll. Gott ist kein Teil der materiellen _1_ Welt.

Man spricht von der »Transzendenz Gottes«. Das unsichtbare außerirdische Space-Alien namens »Gott« ist kein Teil der Welt.

Es wird behauptet -- ohne dass man einen Anlass, Beweise, gute Argumente oder Evidenzen _2_ hätte -- dass die spirituell/transzendente übernatürliche Sphäre nicht mit denselben (etwa wissenschaftlichen) Methoden betrachtet werden kann. Damit schirmt man sich gegen wissenschaftliche Kritik an den eigenen Ansichten ab. Oder zumindest glaubt man das.

Hier liegt ein Trugschluss vor. Nehmen wir an, es gäb die spirituelle Sphäre (oder Welt) _3_ tatsächlich. Wenn sie existiert, interagiert sie (in irgendeiner Form) mit der natürlichen (realen) Welt, die unserer Erfahrung zugänglich ist, oder sie tut es nicht. Wir nehmen eine Fallunterscheidung vor (damit uns keine Möglichkeit entgeht) und analysieren die Konsequenzen. Als »spirituelle Sphäre« bezeichne ich ein unbestimmtes  Etwas, das »jenseits« oder »außerhalb« der natürlichen Welt existiert:

 

Welche Möglichkeiten gibt es?

  1. Es gibt keine »spirituelle Sphäre«, sondern nur die natürliche Welt – das bezeichnet man als Naturalismus.
  2. Es gibt die »spirituelle Sphäre« oder »übernatürliche (geistige?) Welt«, sie interagiert  (wechselwirkt) nicht mit unserem Universum.
  3. Die »spirituelle Sphäre« wirkt auf unsere Welt, nicht umgekehrt.
  4. Unser materiell/energetisches Universum wirkt auf die »übernatürliche Welt«, nicht umgekehrt.
  5. Es gibt eine Wechselwirkung (Wirkung in beide Richtungen) zwischen den beiden Welten.
  6. Eine Wechselwirkung zwischen der »spirituellen Sphäre« und unserem Universum lässt sich mit wissenschaftlichen Methoden nicht erfassen.
 

Bewertung der Alternativen

Möglichkeit 1. interessiert uns nicht, weil das nicht Teil der »kosmischen spirituellen Metaphysik der monotheistischen Gläubigen« ist.

Alternative 2. wäre von der 1. nicht zu unterscheiden, weil es keine Berührungspunkte gibt, keinen gegenseitigen Einfluss. Was man nicht sehen kann, was man nicht erfahren kann, was keine Wirkung auf uns hat, unterscheidet sich in Nichts von dem, was nicht existiert _4_.

Die dritte Denkweise postuliert (behauptet), dass es Ursachen gibt, die in der Welt unserer Erfahrung wirken, die »quasi aus dem Nichts« kommen. Unsichtbare, der Wahrnehmung nicht zugängliche, geheimnisvolle Einflüsse, spürbar, zu keiner Quelle zurückzuverfolgen. Das verstößt, nebenbei, gegen ein fundamentales physikalisches Prinzip, den Energieerhaltungssatz.

Wir kennen nicht alle Ursachen von den, was um uns herum vorgeht. Soviel ist sicher. Was unterscheidet eine »übernatürliche Ursache« von einer »unbekannten Ursache«? Nichts – außer der frei erfundenen Behauptung, es gäbe eine nicht »nachweisbare unsichtbare übernatürliche Sphäre« mit einem Einfluss auf unsere Welt! Kurz, Ignoranz  oder Nichtwissen  sind die Basis der Aussage.

Anders gesagt: Übernatürlich  und unbekannt  sind Synonyme. Was nichts anderes bedeutet als dass die wahre Natur  des übernatürlichen Ignoranz ist. Wir wissen nichts und behaupten viel, lautet das Motto.

Es ist ein logischer Widerspruch, wenn man behauptet, man »wisse« um das Übernatürliche, wenn das nicht zu dem gehört, was wir wissen. Wir wissen nicht, was wir nicht wissen. Damit kann man die Idee als irrational  oder unvernünftig  bezeichnen, aus guten Gründen.

Die vierte Möglichkeit ist irrelevant : Eine Wirkung nur in die Richtung ist ähnlich fehlerhaft wie die dritte, zusätzlich braucht uns das nicht zu interessieren, weil es keinen Einfluss auf unser Leben hat.

Interessant wird es bei der nächsten, fünften Alternative: Es ist ein Kennzeichen der natürlichen Welt, dass alle Bestandteile der Welt miteinander wechselwirken  oder interagieren. In dem Fall wäre die übernatürliche Welt von der natürlichen Welt nicht zu unterscheiden, beide wären identisch. Bei uns ist alles mit nahezu allem durch eine Ursache-Wirkungs-Beziehung potenziell miteinander verknüpft. Die Auffassung unterscheidet sich in nichts von der ersten, dem Naturalismus.

 

Moderner Supernaturalismus

Modern ist die letzte Ansicht. Hier wird der Trugschluss gut getarnt. Es wird gesagt, dass es eine Sphäre gibt, die uns beeinflusst, ihre Funktionsweise (und Existenz) ist – per Definition – nicht vernünftigen, wissenschaftlichen Methoden zugänglich. Man kann, das ist der Kern der Aussage, nichts darüber wissen. Man weiß genau, dass es die Sphäre gibt, und kennt ihren Einfluss! Man weiß nichts, im logischen Widerspruch dazu weiß man (woher?), dass es das gibt und dass »es« auf uns einwirkt _5_.

Das nennt man »Wissen aus dem Nichts «. Es reduziert sich zu der Behauptung, dass man vorgibt, von einer Sache zu wissen, was man nicht wissen kann. Das muss der andere aufgrund der eigenen Autorität »einfach so«, ohne Gründe und Anlass, glauben. Man bezeichnet das als ein »Postulat eines Erkenntnisprivilegs«:

 

Ich weiß etwas, was ich nicht weiß und nicht wissen kann! Vertraue mir!

Ich weiß etwas, was niemand wissen kann, nicht einmal ich, und das musst Du mir glauben. Vetraue einfach meiner Autorität.

Das ist in der Wissenschaft genau entgegengesetzt, weil es in der Wissenschaft keine Autoritäten  gibt, kein Vertrauen in das angebliche  Wissen eines anderen, der keine Beweise, Belege oder Argumente hat. Präziser gesagt, es steht im Widerspruch zum Ethos der Wissenschaft, die auf Ehrlichkeit  und Transparenz  (= Offenheit) basiert. Die Karten gehören auf den Tisch. Beim Pokern und in der Religion kann man bluffen.

Wer schon bei der Definition blufft, verdient kein Vertrauen. Das kann man sich erschleichen, und das ist der Kern der monotheistischen supernaturalistischen Religion. Es geht um Glaubwürdigkeit  in das, was nicht nachprüfbar ist. Wer mit der notwendigen Überzeugung blufft, ist erfolgreich. Man privilegiert -- wie bei einem Pokerspiel -- diejenigen, die siegreich täuschen können.

Das setzt voraus, sich selbst zu täuschen. Das unterscheidet es von der Lüge: Man lügt, wenn man etwas sagt, von dem man das Gegenteil glaubt. Überzeugt man erst sich, lässt sich keine Lüge erkennen und man wird scheinbar glaubwürdig.

 

Die Moral der Täuschung

Es wäre alles ganz lustig, wenn sich Leute nicht Vorteile in der Welt verschaffen würden, mit dem Verweis auf eine irrelevante oder nichtexistente oder nicht nachweisbare »andere Welt«.

Wie ich unter Übersicht über das Thema: Moral schon geschrieben habe, ist das Motiv für solche Behauptungen dasselbe. Die Art der Religion steht im Gegensatz zur Offenheit und Ehrlichkeit, die vertretene Moral ist von Anbeginn an korrupt.

Viele Menschen sind davon ehrlich überzeugt, dass es »das Übernatürliche« gibt. Es handelt sich um eine Art der Selbsttäuschung zum Vorteil einer selbst ernannten Elite. Ob die »heilende Edelsteine«, »nutzlose Talismane« oder »christliche Theologie« verkauft, spielt keine Rolle und lässt sich nicht unterscheiden. Nicht nach anderen Kriterien als dem einen »vertraue mir!«.

87% der Leute, die diese Seite gelesen haben, lasen auch diese: Übersicht über das Thema: Gott
Es ist immer ein Fehler, wenn man die Autorität zur Quelle der Wahrheit macht, statt die Wahrheit zu einer Quelle der Autorität.

Volker Dittmar

1. Seit Albert Einstein wissen wir, dass Materie und Energie zwei Aspekte ein und derselben Sache sind. Wenn jemand von Materie  redet, spricht er ebenso über Energie. Zurück zu 1

2. Evidenz = augenscheinliche Klarheit Zurück zu 2

3. Es handelt sich hierbei nicht um einen Aspekt unserer Welt wie Information o. ä., die gehört zu unserer natürlichen Welt. Zurück zu 3

4. Wenn man Gott kritisiert, ist das die Position, auf die sich ein Gläubiger zurückzieht. Damit ist er »immun« gegen Kritik. Nebeneffekt: Sein Gott ist irrelevant, und es gibt keine Religion, in der er verehrt wird. Zurück zu 4

5. Damit in der natürlichen Welt  A auf B eine Wirkung haben kann, muss A Energie auf B übertragen. Wenn A nicht zur natürlichen Welt gehört, hat man damit »Energie aus dem Nichts«, ein Verstoß gegen den Energieerhaltungssatz. Das ist zwar kurzfristig möglich, muss in kürzester Zeit ausgeglichen werden. Es ist die Definition von Materie, dass sie auf jeden Einfluss mit einer gleichartigen  entgegengesetzten Energie zurückwirkt (actio gleich reactio). Plastisch gesagt: Wenn man einen Fußball tritt, tritt der Ball mit gleicher Energie gegen den Fuß zurück. Gegen alle der physikalischen Prinzipien verstößt eine »übernatürliche Ursache«. Zurück zu 5


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