Letzte Aktualisierung der Seiten: 24.04.2019


Inhaltsverzeichnis:


      Kleine Vorbemerkung
         Was ist Atheismus
         Und was ist mit den Agnostikern?

 

Kleine Vorbemerkung

Wenn man klar denken will, dann braucht man auch eine ausreichend klare Vorstellung von den Begriffen, die man verwendet. Daher denke ich, dass es wichtig ist, erst mal die Begriffe zu klären.

 

Was ist Atheismus

Und um die Begriffe gleich vorläufig zu definieren:

Ein Theist ist jemand, der an die Existenz Gottes glaubt.
Die Vorsilbe A- ist eine Verneinung dessen, also gilt:
Eine Atheist ist jemand, der nicht an die Existenz Gottes glaubt.

Das ist eine simple, sprachliche Definition. Die Mehrheit der Atheisten sind nämlich nicht, wie man denken mag, Menschen, die behaupten »Es gibt keinen Gott«, vielmehr sagen sie »Ich glaube nicht an Gott«. Die Anzahl der Atheisten, die die Existenz Gottes rundweg bestreiten, ist sehr gering, aus meiner Erfahrung heraus würde ich schätzen, dass es nicht mehr als 10 Prozent der Atheisten sind, also nur eine kleine Minderheit. Die meisten Definitionen in Wörterbüchern sind von Theisten geschrieben worden, und die definieren das oft im Widerspruch zu dem, was Atheisten tatsächlich denken. Das beruht einerseits auf einer verbreiteten Unkenntnis darüber, was Atheisten tatsächlich über Gott denken, und ist zugleich der Versuch, die Atheistin in eine schwerer zu verteidigende Position zu bringen.

Bei den Atheisten unterscheide ich - gängigem Diskussionsstand folgend - zwischen dem negativen Atheisten, die nicht an Gott glaubt, und den positiven Atheisten, die glaubt, dass es keinen Gott gibt. Oft wird das auch als weicher bzw. harter Atheismus bezeichnet.

 

Und was ist mit den Agnostikern?

Agnostiker sind Menschen, die bestreiten, dass man etwas über Gott wissen kann, und dass man seine Existenz beweisen oder widerlegen kann. Allerdings glaubt die Mehrheit der Agnostiker nicht an Gott, die, die es doch tun, nennt man Fideisten. Fideisten stufen den Glauben höher als die Vernunft ein, sie sagen in etwa: »Man kann Gott mit der Vernunft weder beweisen noch widerlegen, also muss man an ihn glauben«. Bei den meisten Agnostikern ist es anders herum, sie stufen die Vernunft höher ein als den Glauben und sagen etwa: »Man kann Gott mit der Vernunft weder beweisen noch widerlegen, also glaube ich nicht an ihn«. Die Grundlage ist gleich, die Schlussfolgerung daraus ist anders.

Man könnte sagen, dass Agnostizismus (darin steckt das Wort »Gnosis«, also Kenntnis) die Ebene des Erkennens von Gott betrifft, während der Atheismus die Ebene des Glaubens an Gott in den Vordergrund stellt.

Viele Leute machen denselben Fehler wie Richard Dawkins in seinem Buch »Der Gotteswahn«. Sie betrachten Agnostiker als eine Gruppe von »unentschiedenen« Leuten, die sich nicht dafür entscheiden können, ob Gott nun existiert oder nicht. Dabei handelt es sich nur um Leute, die gute Gründe haben, die Frage nach Gott für nicht entscheidbar zu halten. Und die Mehrheit von ihnen lebt so wie die Atheisten auch. Es ist also kein Widerspruch, zu sagen »Ich bin ein agnostischer Atheist. Ich weiß nicht, ob Gott existiert oder nicht – aber ich glaube nicht an ihn«. Wissen und Glauben sind zwei verschiedene Ebenen – jedenfalls, wenn es um Religion geht. Dabei gibt es noch zwei Varianten des Agnostizismus: »Ich erkenne keinen Gott« (weicher Agnostizismus) und »Niemand kann Gott erkennen« (harter Agnostizismus).

Aber dies ist ein Buch über den Glauben, wenn ich den für meine Definition benutze, sind die Mehrheit der Agnostiker auch Atheisten – sie glauben nicht an Gott. Ob man sich nun negativer Atheist (oder agnostischer Atheist) nennt oder nur Agnostiker ist fast das gleiche  _1_, jedenfalls läuft es in der Mehrheit der Fälle darauf hinaus (außer bei den Fideisten!). Ich werde später darauf zurückkommen.


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1. Es gibt aber noch einen guten Grund, sich als Agnostiker zu bezeichnen und nicht als Atheist: Der Atheismus hat einen sehr schlechten Ruf, wie ich in dem ersten Absatz dieses Buches gezeigt habe. Zurück zu 1


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