
Inhaltsverzeichnis:
Wer ist eigentlich Gott?
Gott laut dem KEK
Gott laut der Bibel
Wie kann man die Eigenschaften Gottes definieren?
Ist der Begriff »Gott« sinnlos?
Kann man mit Gott etwas erklären?
Das Vexierspiel mit Gott
Der offenbarte Gott
Wer ist eigentlich Gott?
Einleitung: Wenn wir uns mit Gott beschäftigen, so ist zuerst zu fragen: Mit welchem Gott? Es gibt sehr viele (Tausende) von Göttern, und wenn man bedenkt, dass viele Gläubige sehr unterschiedliche Gottesbilder haben, so muss man doch eines finden, welches so allgemein anerkannt ist, dass man nicht am Gottesbild einfach vorbeiredet. Ich habe mir daher das katholische Gottesbild vorgenommen, weil die Katholiken den größten Teil des Christentums bilden. Aber auch auf die in der Bibel genannten Eigenschaften bin ich am Rande eingegangen.
Wenn man nicht weiß, worüber man redet, dann ist jede Aussage im Wortsinn gegenstandslos.
Der jüdische, christliche oder islamische monotheistische Gott setzt den Supernaturalismus voraus, siehe auch Naturalismus versus Supernaturalismus I.
Im Folgenden Abschnitt sind einige Aussagen über Gott, alle dem →katholischen Erwachsenen-Katechismus (KEK) entnommen. Alle Textstellen zwischen den beiden folgenden Trennlinien stammen, sofern nicht anders angegeben, aus dem KEK. Anmerkungen von mir sind in eckigen Klammern. Die Eigenschaften stammen aus dem KEK, Band I _1_.
Gott laut dem KEK
Das I. Vatikanische Konzil (1869/70) hat das biblische Zeugnis von der Erkennbarkeit Gottes folgendermaßen zusammengefasst:
»Gott, aller Dinge Grund und Ziel, kann mit dem natürlichen Licht der menschlichen Vernunft aus den geschaffenen Dingen mit Gewißheit erkannt werden«. (DS 3004; NR 27) KEK Band I, Seite 28
Liebend: Gott hat sich als die Liebe erwiesen (vgl. (1 Johannes 4:8-16). So dürfen wir gewiß sein: »Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn« (Römer 8:38-39) KEK Band I, Seite 66
Unbegreifbar: Er ist kein Gegenstand, den man wie andere Gegenstände feststellen könnte. Gott gibt es nicht in der Weise, wie es die Dinge oder auch die Menschen in der Welt gibt. Er ist nicht irgendwo »da oben«. Sein Geheimnis umfängt uns überall. Darum ist er auch nicht ein Lückenbüßer-Gott, der nur an den Grenzen menschlicher Erkenntnis in den Blick kommt. Die Bibel nennt ihn den verborgenen Gott (vgl. Jes 45,15), der im unzugänglichen Lichte wohnt (vgl. 1 Tim 6,16). Als endliche Wesen können wir den Unendlichen, alles Umfassenden nie begreifen. KEK Band I, Seite 33
Alles, was wir von Gott sagen und denken, gilt darum in einem ganz einmaligen, unendlich vollkommenen Sinn. Alle unsere Begriffe und Bilder, die wir für Gott bemühen, sind nur wie ein Richtungspfeil. In keinem von ihnen »haben« wir Gott. Alle schicken uns vielmehr auf den Weg zu Gott. Sie sind Einweisungen in ein Geheimnis, dem man nur in der Haltung der Anbetung gerecht wird. KEK Band I, Seite 36
Schöpfer der Welt: Im Credo bekennen wir von Gott, dass er »alles geschaffen hat, Himmel und Erde, die sichtbare und die unsichtbare Welt«. KEK, Band I, Seite 92
Personales Wesen: Das personale Wesen Gottes ist die tiefste Begründung für die personale Würde jedes Menschen. Deshalb ist es ein Missverständnis zu meinen, Gott sei im Grunde nichts anderes als ein Ausdruck für ein gutes mitmenschliches Verhalten, eine bestimmte Art der Mitmenschlichkeit. Daran ist richtig, dass Gottes Liebe zu uns unsere Liebe untereinander begründet. Die Liebe zu Gott ist unlösbar mit der Liebe zum Nächsten verbunden (vgl. Mk 12:30-31). Gott ist nie nur eine Privatsache und eine reine Herzensangelegenheit; unser Gottesglaube hat Bedeutung für die anderen. KEK Band I, Seite 75
Allmächtig: In Heil und Gericht erweist sich gleichermaßen Gottes Allmacht. Nur wenn Gott allmächtig ist, kann seine Liebe in jeder Situation wirkmächtig helfen und gegen alle Mächte und Gewalten des Bösen die Herrschaft der Liebe heraufführen. Nur wenn Gott die Allmacht der Liebe ist, bedeutet seine Liebe keine naive Verklärung der Welt, sondern deren Infragestellung und schöpferische Verwandlung. Nur eine allmächtige Liebe kann der Grund unserer Hoffnung sein. KEK Band I, Seite 65
Allwissend: Die verschiedenen Eigenschaften Gottes betrachten das eine Wesen Gottes in seinem Verhältnis zur Welt unter verschiedenen Gesichtspunkten. Da Gott Geist ist, weiß er um jeden und um alles, nichts kann ihm verborgen bleiben: Gott ist allwissend. Er wirkt auch alles in allem, nichts und niemand kann sich seiner Herrschaft entziehen: Gott ist allmächtig. KEK Band I, Seite 71
Allgegenwärtig: Auf der anderen Seite ist Gott nicht neben oder über der Welt, er ist auch innerweltlich. Er ist uns in allen Dingen nahe. Wir können ihm in den gewöhnlichen wie außergewöhnlichen Ereignissen des Lebens begegnen. Vor allem begegnet er uns durch andere Menschen. Er durchdringt, umfängt, durchwaltet alles. Er ist grenzenlos, unendlich und deshalb allgegenwärtig. »In ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir« (Apg 17,28). Man nennt dies die Immanenz Gottes. KEK Band I, Seite 70
Barmherzig/gnädig: Gott ist gütig und barmherzig. Gottes Gerechtigkeit und Gottes Liebe sind kein Gegensatz. Denn die Liebe Gottes bedeutet, dass Gott jeden Menschen unbedingt annimmt; das schließt Gerechtigkeit ein, die jedem gibt, was ihm gebührt. KEK Band I, Seite 71
Gütig: Das Bekenntnis zu Gott dem allmächtigen Vater nennt Gott deshalb einerseits den Allmächtigen, der alles schafft, trägt und lenkt, der die Welt und die Geschichte in seiner Hand hält. Auf der anderen Seite ist dieser allmächtige Gott kein Despot und kein Tyrann, sondern ein gütiger Vater. Er kümmert sich, mehr noch als um das Gras des Feldes und um die Vögel in der Luft, um den Menschen (vgl. Mt 6,26-30). KEK, Band I, Seite 72
Gerecht: Denn die Liebe Gottes bedeutet, dass Gott jeden Menschen unbedingt annimmt; das schließt Gerechtigkeit ein, die jedem gibt, was ihm gebührt. Im biblischen Sinn meint die Gerechtigkeit Gottes sogar die gnädige Zuwendung Gottes zum Menschen, durch die der sündige Mensch erst gerecht wird. Gottes Gerechtigkeit ist also eine schöpferische und schenkende Gerechtigkeit, die sich aus reiner Liebe des Sünders erbarmt. KEK Band I, Seite 71
Gott laut der Bibel
Ein paar der Eigenschaften Gottes aus der Bibel:
allgegenwärtig:im Himmel, auf der Erde, in den Meeren, in allen Tiefen.
Wie kann man die Eigenschaften Gottes definieren?
Es gibt drei Möglichkeiten, Gottes Eigenschaften zu definieren, und manche davon wurden und werden auch miteinander kombiniert.
1. Positiv durch Zuschreibung positiver Attribute, wie etwa gütig (positive Theologie).
2. Negativ, in dem man sagt, was Gott nicht ist, wie etwa unbegreifbar (negative Theologie).
3. Durch Zuschreibung von unbegrenzten Attributen, wie etwa 'all' (z. B. in allmächtig).
Nun hat Existenz selbst eine interessante Eigenschaft -- Existenz ist begrenzt. Wir kennen keine Objekte, die unbegrenzt sind. Wir erkennen Objekte dadurch, dass sie sich von anderen unterscheiden und dass man sie eingrenzen kann. Deswegen kann man Existenz auch grundsätzlich mit positiven Eigenschaften beschreiben, negative Eigenschaften sind die Eigenschaften der Nichtexistenz.
Wenn man also sagt, Gott sei unendlich, unsichtbar und unbegreifbar, dann kann man damit Nichts meinen -- denn auch folgender Satz ist wahr: Das Nichts ist unendlich, das Nichts ist unsichtbar und das Nichts ist unbegreifbar. Eine solche Definition ist leer, sie enthält nichts mehr. Der Vorgang des Definierens selbst bedeutet stets ein Eingrenzen -- ohne diese Grenzziehung enthalten wir leere und/oder sinnlose Begriffe. Da aber Gott nicht eingegrenzt werden soll, kann er auch nicht definiert werden. Demnach wäre nämlich eine Definition stets falsch. Was aber nützt es, über einen Gott zu reden, über den man nichts weiß oder über den das, was man weiß, schlicht falsch ist?
Damit landen wir bei der Eigenschaft »undefinierbar«. Wir können nur definieren, was existiert, die Nichtexistenz ist nicht definierbar und unbegrenzt. Man könnte auch sagen, Gott hat alle Eigenschaften der Nichtexistenz. Die Theisten befinden sich in einem Dilemma. Entweder definieren sie die Eigenschaften so, dass man etwas mit ihnen anfangen kann, dann begrenzen sie Gott. Damit wird der Gottesbegriff gleichzeitig anfällig für Kritik. So kann man anhand der Theodizee zeigen, dass Gott nicht gütig und allmächtig gleichzeitig sein kann. Da es den Theisten aber darum geht, ihren Gott vor Kritik zu schützen, müssen sie ihn negativ oder mit unbegrenzten Eigenschaften wie Allmacht, Ewigkeit, Unbegreifbarkeit etc. ausstatten Aber damit sind die Definitionen zum einen kognitiv leer (= man kann sich nichts Sinnvolles mehr darunter vorstellen), zum anderen haben sie Gott damit aus dem Bereich der Existenz entfernt. Denn wenn Existenz weiterhin ein sinnvoller Begriff sein soll, dann funktionieren die theistischen Definitionen nicht _2_.
Ist der Begriff »Gott« sinnlos?
Wenn der Begriff Gott leer oder sinnlos ist, dann ist es folglich alles Reden über Gott auch. Stellen Sie sich vor, Sie werden in ein Zimmer geschickt, um dort einen Gegenstand zu suchen, aber man kann Ihnen nicht sagen, um was es sich eigentlich handelt. Alles, was Sie finden, könnte der gesuchte Gegenstand sein oder auch nichts. Die Sachlage wird dann noch einmal dadurch komplizierter, dass ein Zimmer ein begrenzter Raum ist, wir aber suchen in einem Universum nach Spuren Gottes, welches zeitlich und räumlich fast unendlich groß ist. Der Vorteil für die Gläubigen: Sie können, wann immer wir nichts finden, einfach behaupten, wir hätten nicht gründlich genug gesucht. Der Nachteil ist, dass die Gläubigen nicht behaupten können, Gott gefunden zu haben, wenn sie nicht wissen, was Gott überhaupt ist. Kann man sich nichts Sinnvolles unter Gott vorstellen, dann kann man weder behaupten, Gott gefunden zu haben noch kann man behaupten, sinnvolle Aussagen über Gott zu machen. Und die Aussage, es gäbe nur genau einen einzigen Gott, ist dann erst recht eine sinnfreie Behauptung _3_.
Außerdem kommen alle positiven Eigenschaften aus menschlichen Zusammenhängen. Sie sind in einem bestimmten Kontext gültig und haben eine endliche Bedeutung, die, angewandt auf ein übernatürliches Wesen, jede sinnvolle Bedeutung verlieren, da sie aus dem natürlichen Rahmen entfernt werden.
Kann man mit Gott etwas erklären?
Erschwerend kommt noch hinzu, dass Gott selbst für Erklärungen benutzt wird. Erklären heißt aber, etwas Unbekanntes auf Bekanntes zurückführen. Zwingend notwendig dazu ist eine Kette aus Erkennen -> Erklären -> Verstehen. Ohne Erkennen gibt es kein Erklären, ohne Erklären gibt es kein Verstehen -- und da Gott nicht erkennbar ist, kann man ihn auch nicht erklären oder verstehen. Und das bedeutet wiederum, dass jede Erklärung, in der Gott vorkommt, nicht funktionieren kann, im Gegenteil, man kann bekannte Dinge damit unbekannt machen, dass man sie mit Gott »erklärt«. Zum Verstehen unbekannter Dinge trägt so etwas erst recht nichts bei. Gott wird zum Instrument der Verschleierung der Welt -- was die Theologen auch unverhohlen zugeben, wenn sie vom Geheimnis oder vom Mystischen reden.
Hier hilft auch kein Glauben, denn wenn man etwas weder erkennen noch verstehen kann, dann weiß man auch nicht, woran man eigentlich glaubt. Theisten helfen sich auf zweierlei Art aus dem Dilemma. Die eine Methode besteht darin, Glauben als eine Form der »höheren Erkenntnis« und das angebliche Verständnis der Theisten zu einer Art »höherem Verstehen« zu (v)erklären. Das ist zutiefst unredlich, weil hier nur totales Unverständnis mit hohlen Phrasen übertüncht wird. Wenn man moderne Theologen (wie etwa Küng, Beinert, Sölle, Werbick) über Gott sprechen hört, dann wird man feststellen, dass die wesentlichen Sätze auch auf Kisuaheli oder Koreanisch gesprochen werden könnten oder in einem Dialekt sirianischer Aliens. Denn die Theologen haben die wesentlichen Fragen immer noch nicht beantwortet -- sie wissen weder, wie man an Erkenntnisse kommt, noch wie man deren Zuverlässigkeit prüfen kann, noch was erkennen, erklären oder verstehen in ihrem Rahmen eigentlich bedeuten soll. Sie dichten jedem dieser Worte in ihrem Zusammenhang ein »Geheimnis« an, was sie vor Kritik schützt -- vermeintlich.
Wir können vielleicht nicht beweisen, dass Gott nicht existiert, aber wir können ganz klar zeigen, dass Gott für uns unbegreiflich, unverstehbar und unerklärlich ist, falls er überhaupt existieren sollte -- und dass wir daher rational keine Möglichkeit haben, an ihn zu glauben. Und Aussagen über ihn können wir schon überhaupt nicht treffen. Man kann nur an ihn glauben -- auf derselben Basis, auf der man auch an Tausende von ganz anderen Göttern glauben kann. Christen trifft der Vorwurf, sie wollten nicht an einen Gott glauben, genauso wie jeden Atheisten -- es gibt Tausende von Göttern, an die weder ein Christ noch ein Atheist glaubt. Der Atheist ist nur nicht bereit, willkürlich bei einem beliebigen Gott eine Ausnahme zu machen.
Das Vexierspiel mit Gott
Die andere Methode besteht darin, dass Gott sich eben offenbart habe, und wir daher positiv über einige seiner Eigenschaften Bescheid wüssten (siehe den KEK oder die Bibelstellen), aber eben nicht über alles, es sei eben ausreichend. Dazu wird ein besonders raffinierter Trick benutzt: das Vexierspiel Gott. Es funktioniert so:

Auf der einen Seite haben wir den unbekannten und unbegreifbaren Gott, auf der anderen Seite der Skala einen verstehbaren und rational erfassbaren Gott. Wann immer wir nun Eigenschaften Gottes kritisieren, z. B. die angebliche Güte Gottes, und der Theist keinen Ausweg mehr weiß, wird Gott nach links verschoben -- er wird »unerforschlich« gemacht. Wann immer wir aber sagen, dass Gott prinzipiell nicht erkennbar ist, also alle Aussagen über ihn falsch sein müssten, wird das Gottesbild (durch die rote Perle symbolisiert) flugs wieder nach rechts verschoben und auf Offenbarungen etc. verwiesen, die Gott eben doch verständlich machen. So kann je nach Argumentationslage das Gottesbild mehr nach links oder mehr nach rechts verschoben werden, stets weit genug, um sich vor jeglicher Kritik zu immunisieren. Wenn also der Katechismus sagt: »Alle unsere Begriffe und Bilder, die wir für Gott bemühen, sind nur wie ein Richtungspfeil. In keinem von ihnen 'haben' wir Gott.« (KEK Band I, Seite 36, siehe oben) dann wird diese Verschiebetaktik damit zur Methode erhoben. Wann immer man den Gottglauben kritisiert, kann der Theist behaupten, dass der Atheist Gott nur einfach nicht richtig verstanden habe und daher die Kritik ins Leere zielt. Was der Theist übersieht: Wenn dem so ist, zielt auch sein eigenes Verständnis und sein eigener Glaube ins Leere -- wenn er sein Verständnis von Gott nicht vermitteln kann, dann hat er kein Verständnis von Gott. Etwas zu verstehen bedeutet nämlich, es erklären zu können. Das kann der Theist aber nicht. Dazu fehlt ihm sogar die Erkenntnis, selbst die Begrifflichkeit. Das Vexierspiel tarnt nur, dass er selbst ebenfalls nicht weiß, woran er eigentlich glaubt.
Die meisten Gläubigen behelfen sich damit, dass sie nicht weiter über Gott nachdenken, sogar eine gewisse Scheu davor haben und teilweise ärgerlich reagieren, wenn man versucht, sich ihr Gottesbild erklären zu lassen -- denn dabei werden sie versagen, und dies löst Ungewissheit und Angst aus, wird daher vermieden, wo es geht.
Der offenbarte Gott
Meist wird auf Offenbarung verwiesen, aber das ist eine zirkuläre Argumentation. Angenommen, Gott existiert -- dann könnte er sich doch trotz des »supernaturalistischen Grabens« auf unserer natürlichen Seite der Welt bemerkbar machen, z. B. in der Form von Offenbarungen. Dies könnte die Bibel sein. Die Offenbarung wiederum ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass Gott existiert. Damit wird logisch-zirkulär »bewiesen «, was ursprünglich vorausgesetzt worden ist. Zur Stützung der Offenbarung werden dann des Weiteren noch die angeblichen Wunder angeführt -- wobei die Bibel durch die Wunderschilderungen nur noch unglaubwürdiger wird, abgesehen davon ist es nicht möglich, durch Wunder die Existenz Gottes zu beweisen. Dann werden noch Prophezeiungen angeführt, aber nur die Eingetroffenen, die zumeist auf frommen Betrug beruhen.
Es ist in sich widersprüchlich, Gott als unbegreifbar zu beschreiben und ihm dennoch positive Eigenschaften zu unterstellen. Man kann nicht beides haben, einen unerforschlichen Gott und einen Gott mit ganz bestimmten Attributen. Und eine teilweise Unerforschbarkeit ist logisch äquivalent zu einer vollständigen Unbegreifbarkeit. Angenommen, Sie lesen folgenden Satz: »Der Ball ist xxxxxx rot «, wobei »xxxxxx « für den nicht verstandenen (unerforschlichen) Teil steht. Ist der Ball, von dem die Rede ist, nun rot oder nicht? Das kann man nicht sagen, denn »xxxxxx « könnte für »nicht «, »teilweise « oder »vollständig « stehen. Dasselbe gilt für jede einzelne Eigenschaft von Gott -- und es gilt umso mehr, da er als unendlich gedacht wird. Da unser Wissen über Gott endlich ist, ist unser Unwissen von Gott unendlich groß. Das bedeutet, wir wissen so gut wie nichts über Gott, im Verhältnis ist unser Wissen unendlich klein, also praktisch fast Null. Jede beliebig große Zahl ist gegenüber dem Unendlichen nahe null.
Natürlich glaubt das kaum ein Gläubiger. Es wird nur zur Abwehr von Kritikern am Gottesglauben benutzt. Vom Glauben erfüllte Menschen können nur selten sagen, wie Gott ist, aber sie wissen stets, dass der Kritiker an seinem Glauben im Unrecht ist. Sie sollten aber nicht denken, dass Atheisten solcherlei durchsichtige Manöver nicht durchschauen.
So ein Gott kann sich übrigens vielleicht offenbaren, nur wird dadurch das Rätsel nicht kleiner, denn auch die Offenbarung ist unendlich gering im Vergleich zur Unendlichkeit Gottes. Ob etwas davon stimmt und ob wir etwas davon richtig verstanden haben, können wir nicht sagen -- denn wir können es wiederum nicht vom Unerklärlichen her erklären. Dass auch angebliche Offenbarungen nichts daran ändern, darüber mehr im nächsten Kapitel.
65% der Leute, die diese Seite gelesen haben, lasen auch diese: Denkfehler und DenkfallenGlauben heißt, jemandem zu vertrauen, der über Dinge redet, von denen er nichts weiß und nicht die geringste Ahnung hat.
Volker Dittmar
1. Die Texte aus der Bibel stammen aus der Einheitsübersetzung, siehe →Bibelwerk. Es gibt zwischen allen diesen verschiedenen Versionen teils subtile, teils weniger subtile Differenzen, die häufig zu einem breiten Interpretationsspektrum führen. Manchmal führen auch Nuancen in der Ausdrucksweise zu erheblichen Unterschieden im Ausdruck. Ich selbst würde vermuten, dass ein Gott zur Offenbarung nicht eine menschliche Sprache sondern eher die Sprache der Mathematik wählen würde. Um die Diskrepanzen nicht so ausufern zu lassen, wie das bei den verschiedenen Bibelversionen der Fall ist. Wobei auch die Mathematik mehrdeutig sein kann, aber nicht so extrem. Zurück zu 1
2. Das gilt nicht für alle theistischen Definitionen, sondern nur die des Monotheismus. Im Heidentum sind Götter anders definiert, und zwar sowohl widerspruchsfrei als auch inhaltlich sinnvoll. Aber das ist ein anderes Thema. Zurück zu 2
3. Eine öfters genutztes Argument besteht darin, dass ein Atheist nicht einfach behaupten kann, es gäbe keinen Gott, weil er dazu das gesamte Universum und alle übernatürlichen (unzugänglichen) Welten durchsucht haben müsste, um diese Behauptung aufzustellen. Abgesehen davon, dass kaum ein Atheist behauptet, es gäbe keinen Gott -- sondern nur, dass es nicht sinnvoll ist, an ihn zu glauben -- so kann man, wenn das Argument korrekt ist (und das ist es in meinen Augen) nun auch nicht mehr behaupten, es gäbe nur einen einzigen Gott mit bestimmten Eigenschaften. Es könnte Milliarden von Göttern geben, ohne dass wir es bemerken. Wenn die Behauptung, dass der positive ↑Atheismus falsch ist, richtig ist, dann ist auch der Monotheismus falsch. Zurück zu 3
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